WIEDERERKENNEN
Durch den frühen Tod unseres Kollegen Dr. Franz Prost ist die Aktion zum Stillstand gekommen. Ihre Vollendung ist gewünscht aber noch ungewiss.
Eine Initiative des Burgenländischen Hausärzteverbandes
Eine unvermeidliche
PRÄAMBEL:
Bereits
1993 stieß ich durch Erzählungen älterer Patienten auf das Schicksal eines
eisenstädter Vorkriegsarztes, der geliebt und hoch angesehen in der Bevölkerung,
innerhalb weniger Wochen in der Zeit des Anschlusses vertrieben wurde. Sein
Verschwinden war Teil eines "judenfreien" Eisenstadts.
Ein mattersburger Kollege wurde damals beim Heimkommen von einer Visite von
zwei seiner Patienten erwartet."Dürfen´s net bös sein Herr Doktor, wir müssen
Sie verhaften".
Als ich 1994 in der burgenländischen Ärztezeitung einen kurzen Aufsatz mit
den spärlichen Lebensdaten des einen und einen Originalbrief des anderen veröffentlichen
lassen konnte, erreichte mich das rührende Schreiben einer betagten Eisenstädterin,
das Zeugnis gab von der lebendigen Erinnerung an die seit Jahrzehnten Verschwundenen.
Einige Kollegen und ich faßten den Entschluß, den Versuch zu unternehmen,
die damals Vertriebenen wiederzuerkennen.
Diese Initiative ist zeitlos aktuell und ohne jeden tagespolitischen Bezug. Sie soll uns keinesfalls den Weg weisen, wo wir unsere Betroffenheit billig, weil in der Vergangenheit ablagern können, um fortan als gute Menschen zu gelten. "Wiedererkennen" soll den Burgenländischen Hausärzteverband in seiner umfassenden Sicht des Begriffes Solidarität zeigen. Als Projektleiter darf ich Herrn Dr. Franz (Feri) Prost vorstellen, der als langjähriger Amtsarzt von Eisenstadt über zahlreiche nützliche Kontakte verfügt und ein historisch interessierter und beschlagener Kollege ist. Das österreichische Jüdische Museum Eisenstadt steht ihm mit Rat und Tat zur Seite; unserem Altpräsidenten Dr. Thaler danke ich für seine spontane und großzügige Zustimmung, die uns in unserem Vorhaben bestärkt hat.
Das
Ziel:
Es sollen in der burgenländischen Bevölkerung Zeitzeugen gefunden werden,
die sich an niedergelassene Ärzte ihres Wohnortes erinnern, die vor 1938 aus
politischen Gründen ihre ärztliche Tätigkeit beenden mußten.
Bewußt soll bei der öffentlichen Präsentation dieser Kollegen auf nähere Umstände
nicht eingegangen werden, jedoch, sofern sie in den Meldungen festgehalten
sind , schriftlich dokumentiert werden.
Ob die wiedererkannten Ärztinnen und Ärzte vorausschauend den Ort verließen,
ob sie vertrieben, verhaftet, geschmäht oder gedemütigt wurden, wer von ihrem
Verschwinden profitierte, wie sich ihre Patienten verhielten, soll ebenso
unbewertet bleiben, wie eine Beurteilung der persönlichen Eigenschaften der
gesuchten Kollegen. Einzig einem spurlosen Verschwinden wollen wir entgegenwirken.
Als "Spur" soll ein ordinationstafelähnliches Schild am ehemaligen Wirkungsort
des Wiedererkannten angebracht werden.
Die Vorgangsweise:
Über Lokalsendungen des ORF und lokale Printmedien wird das Projekt vorgestellt
und eine Adresse für Meldungen publiziert. Meldungen werden mit der zuständigen
Gemeinde abgesprochen, überprüft etc. Für die Gedenktafel ist ein Ort festzulegen,
die Übergabe an die Öffentlichkeit erfolgt in bescheidenem Rahmen . Berichte
in den obengenannten Medien sollen das Anliegen aktuell halten.
Die
Finanzierung:
Die Tafeln sollen durch Sponsoring finanziert werden. Hiefür kommt der ortsansässige
Kollege ebenso in Frage wie die örtliche Bank, die Gemeinde, Kirchengemeinde,
ein Verein, Spendengelder..... Der Burgenländische Hausärzteverband garantiert
für die nötigen Mittel.
Das
Motiv:
Wir arbeiten an den gleichen Orten, wie ehemals die gesuchten Personen, wir
arbeiten im gleichen Beruf. Das verbindet über die Zeit hinweg. Dieser Verbindung
wollen wir Rechnung tragen.
Der Zeitpunkt:
Menschen, die sich noch mehr als 50 Jahre zurückerinnern können und darüber
auch berichten wollen, werden naturgemäß immer weniger. Dieser Umstand drängt
zur Eile. Erste Veröffentlichung des Projektes in der Maiausgabe der Zeitschrift
"HAUSARZT".
Bankverbindung: Creditanstalt Eisenstadt BLZ: 11850 Kt.Nr. 1085-50153/00 Dr. Franz Prost, Wiedererkennen.